Bis zu 80.000 Kinder erleiden jedes Jahr Vergiftungen: Das eigene Zuhause und der heimische Garten stellen dabei ganz besondere Gefahrenquellen dar. Betroffen sind meist Kinder im Alter zwischen zwei und drei Jahren, aber auch für die ganz Kleinen oder bereits ältere Kinder gibt es gerade im häuslichen Umfeld jede Menge Risiken.
Medikamente und Arzneimittel
Fast die Hälfte aller behandlungsbedürftigen Vergiftungen bei Kindern werden von Medikamenten verursacht. Arzneimittel aller Art müssen für den Nachwuchs also auf jeden Fall unzugänglich aufbewahrt werden. Bewährt haben sich spezielle Medikamentenschränke, die abschließbar sind. Der Schlüssel sollte dabei natürlich an einem sicheren Ort aufbewahrt werden, der nur den Erwachsenen bekannt ist. Selbst harmlos erscheinende Arzneimittel wie Nasentropfen oder der wohlschmeckende Hustensaft gehören auf keinen Fall in die Hände von Kindern. Zwar ist es ungemein praktisch, regelmäßig einzunehmende Medikamente auf dem Nacht- oder Küchentisch abzustellen, wer kleine Kinder im Haushalt hat, sollte dieses Risiko aber niemals eingehen.
Ist es trotzdem passiert, sollten die Erwachsenen zuerst einmal Ruhe bewahren und folgende Tipps beherzigen:
- In jedem Fall ärztlichen Rat einholen!
- Kein absichtliches Erbrechen herbeiführen!
- Falls Bewusstseinsstörungen auftreten: Sofort den Notarzt rufen und in der Zwischenzeit sicherstellen, dass die Atemwege frei sind!
Kosmetikartikel und Lampenöl
Auch diese Produkte sollten so aufbewahrt werden, dass kleinere Kinder sie nicht erreichen können. Besonders gefährlich sind all jene Kosmetika, die einen attraktiven Duft verströmen. Shampoo mit Apfelaroma oder Bodylotion mit Schokoladenduft ist schließlich heutzutage keine Seltenheit mehr. Diese Artikel haben zwar meist einen bewusst abstoßenden Geschmack, so dass nur extrem selten größere Mengen verschluckt werden, dennoch sollten die Eltern kein Risiko eingehen. Übrigens: Das vermeintlich harmlose Babypuder stellt ebenfalls eine große Gefahr dar. Atmet ein Kind eine große Menge des Puders ein, kann dies für die Lunge schlimme Folgen haben. Auch lösemittelhaltige Produkte wie Nagellackentferner können Vergiftungen und sogar Verätzungen auslösen.
Es gibt heutzutage glücklicherweise mehrere Möglichkeiten, um einen Schrank kindersicher zu machen.
- Aufklebbare Schrankschlösser mit Entriegelungsschalter: die günstigste Variante.
- Ein spezielles Universalschloss, das mit einem Band an den Griffen befestigt wird: Es ist von außen allerdings sichtbar.
- Moderne und etwas teurere Sicherheits-Magnetschlösser: Die Schranktür lässt sich nur mit einer separaten Magnetkarte öffnen.
Die beliebten Lampenöle auf Petroleumbasis sind ganz besonders gefährlich und sollten ebenfalls für Kinder nicht erreichbar sein. Durch ihre bunten Farben und den verlockenden Duft üben sie auf die Kleinen eine enorme Anziehungskraft aus, ein eventuelles Verschlucken kann zu schweren Atmungsstörungen und schlimmstenfalls sogar zum Tod führen. Nicht umsonst zählen die Lampenöle zu den gefährlichsten Produktgruppen im Haushalt.
Putzmittel und Pflegemittel
Putzmittel stellen für Kinder allgemein eine große Gefahr dar, dennoch gibt es einige Produkte, die ganz besonders gesundheitsschädlich sein können. Dazu gehören in erster Linie Mittel, die eine haut- und schleimhautverätzende Wirkung besitzen: Backofen- und Abflussreiniger, aggressive Industriereiniger und auch einige Maschinenspülmittel. Die Behälter sollten auf jeden Fall einen kindersicheren Verschluss haben, auf das Umfüllen in Wasserflaschen oder andere Gefäße muss unbedingt verzichtet werden. Noch immer passieren in Haushalten viele Vergiftungsunfälle, weil ein Kind Limonade mit ätzender Flüssigkeit verwechselt hat!
Weitere Produkte, die auf keinen Fall in Kinderhände gelangen dürfen:
- Insektensprays und Ameisenköder
- Mittel gegen Wühlmäuse
- Das beliebte „Schneckenkorn“ für den Garten
- Kühlerfrostschutzflüssigkeit für das Auto
- Batterien (können auslaufen!)
- Farben, Lacke und Verdünner
- Fleckenwasser
- Pinselreiniger
Hat ein Kind Augen- oder Hautkontakt mit reizenden oder womöglich auch ätzenden Stoffen, sollte die betroffene Partie mindestens 15 Minuten mit klarem Wasser gespült werden. Bei Verschlucken ist auf jeden Fall ärztlicher Rat einzuholen!
Nikotin
Nikotin ist extrem giftig: Verschluckt ein Kleinkind nur eine einzige Zigarette, kann dies unter Umständen schon tödlich sein. Aschenbecher mit Zigarettenkippen oder Asche und alle anderen nikotinhaltigen Produkte dürfen also ebenfalls auf keinen Fall in Kinderhände gelangen. Wer den Verdacht hat, dass ein Kind solche Produkte aufgenommen hat, sollte es mehrere Stunden genau beobachten und bei eventuellen Auffälligkeiten sofort einen Arzt aufsuchen.
Mögliche Symptome einer leichten Nikotinvergiftung:
- Unruhe
- Schwitzen
- Blässe
- Erbrechen
- Zittern
Anzeichen einer schweren Nikotinvergiftung:
- Krampfanfälle
- Schwere Kreislaufstörungen
- Atmungs- und Bewusstseinsstörungen
Alkohol
Dass Alkohol nicht in Kinderhände gehört, ist kein Geheimnis. Hochprozentiges wird von den Kleinen aufgrund des brennenden Geschmacks zwar eher selten angerührt, süße Liköre können auf Kinder aber durchaus verlockend wirken.
Gut zu wissen: Viele Produkte im Haushalt enthalten Alkohol.
- Rasierwasser
- Parfum
- Mundwasser
- Fensterreiniger
Bei einer Aufnahme kann es zu sehr schweren Vergiftungssymptomen kommen. Alle alkoholischen Produkte müssen im Haushalt also jederzeit verschlossen und für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden.
Pflanzen im Haus und im Garten
Verschluckt ein Kind Teile von giftigen Pflanzen, kann dies unter Umständen böse Folgen haben. Körpereigene Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise Erbrechen, sind zwar oft in der Lage, das Schlimmste zu verhindern, dennoch sollte natürlich alles getan werden, damit ein solcher Unfall erst gar nicht passiert. Im Klartext heißt das: Eine Familie mit Kindern sollte im Haus und im Garten auf jeden Fall auf giftige Pflanzen verzichten!
Die gefährlichsten Giftpflanzen:
- Alpenveilchen
- Dieffenbachie
- Weihnachtsstern
- Engelstrompete
- Goldregen
- Tollkirsche
- Eibe
- Lebensbaum (Thuja)
- Kirschlorbeer
- Buschwindröschen
- Maiglöckchen
Dies ist nur eine Auswahl der giftigsten Pflanzen, Eltern sollten sich daher vor dem Pflanzenkauf auf jeden Fall informieren, welche Blumen, Sträucher und Bäume harmlos sind.
Je nach Art der Pflanze können unterschiedliche Vergiftungssymptome auftreten. Übelkeit, Erbrechen oder Benommenheit sind meist die beginnenden Anzeichen, in diesem Fall sollte sofort die Giftinformationszentrale angerufen werden. Anschließend muss ein Arzt informiert oder eine Klinik aufgesucht werden.
Informationen, die der Arzt braucht
Haben Eltern den Verdacht, ihr Kind könnte sich vergiftet haben, benötigen Arzt und Klinik folgende Informationen:
- Alter, Geschlecht und ungefähres Körpergewicht des Kindes
- Was wurde eingenommen oder verschluckt? Nach Möglichkeit sollte dem Arzt das betroffene Produkt mit dazugehörigem Etikett übergeben werden.
- Eventuell die Mengenangabe des aufgenommenen Giftes. Beispiel: ein Schluck Putzmittel, zwei Blätter einer Pflanze.
- Welche Maßnahmen wurden bereits unternommen?
- Die Symptome des Kindes und sein Befinden.
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