Babys weinen mal, das ist ganz normal. Sie können sich schließlich nicht anders ausdrücken. Babys weinen, wenn sie Hunger haben, wenn sie sich langweilen oder ihnen die große Welt einfach zu viel ist. Meistens lassen sie sich dann auch recht schnell wieder beruhigen.
Doch gibt es auch Babys, bei denen es nicht gelingt. Sie weinen oder brüllen dann gefühlt stundenlang. Heutzutage werden rund 20% der Babys als sogenannte Schreibabys bezeichnet.
Ist mein Baby ein Schreibaby?
Es gibt eine sogenannte Dreier-Regel, anhand derer ausgemacht werden kann, ob das eigene Kind schon in die Kategorie der Schreibabys eingeordnet werden kann.
Schreit das Baby länger als drei Wochen, an mehr als drei Tagen in der Woche und über drei Stunden am Tag, dann kann durchaus von einem Schreikind die Rede sein. Und in der Regel handelt es sich bei diesen Kindern um welche, die jünger als drei Monate sind.
Schreibabys lassen sich, anders als beim herkömmlichen Weinen eben nicht beruhigen. Egal, was die Eltern versuchen, es klappt einfach nicht.
Warum schreit mein Baby?
Galt es noch vor einigen Jahren, dass die Schreiattacken der Kinder als Dreimonatskoliken eingestuft werden, so sind sich Kinderärzte heute einig, dass diese nicht immer den Ausschlag geben. Nur noch rund 5% der Schreibabys leiden unter Verdauungsproblemen, so die Ärzte. Allerdings können sich durch die Schreianfälle Blähungen bilden, da das Kind große Luftmengen schluckt, sich der Bauch dadurch aufbläht und dann entsprechende Schmerzen verursacht.
Ärzte sind sich heute einige, dass das Gebrüll aufgrund von Regulationsstörungen kommt. Die Babys sind noch nicht reif genug, sich selbst zu beruhigen. Sie sind hochsensibel und überempfindlich und können die Reize nicht verarbeiten. Dadurch werden die Kinder überreizt und schlafen nicht ausreichend, dafür schreien sie umso mehr.
Was hilft einem Schreibaby?
Leider gibt es, wie so oft kein Allheilmittel, das die Babys und auch die Eltern beruhigen kann. Eltern reagieren oft hilflos und angespannt, wenn das Schreien gar nicht enden will. Aber genau dieses ist der falsche Ansatz. Eltern müssen ruhig und geduldig bleiben, damit ist dem Kind am besten geholfen.
Die Babys erkennen den Gemütszustand der Eltern und ansonsten würde der Teufelskreis nie enden. Lieber sollten die Eltern dem Kind viel Wärme und Liebe spenden, selbst ruhig sein, damit das Kind sich geborgen fühlen kann.
- Eltern sollten Hebamme und Kinderarzt kontaktieren. Die Rücksprache mit dem Kinderarzt sollte erfolgen, damit dieser medizinische Gründe für das Schreien ausschließen kann. Hebammen haben oft individuelle Tipps, da sie die Persönlichkeiten der Babys sehr schnell erkennen können.
- Ist die Regulationsstörung Anlass für das Schreien, so sollten Eltern den Alltag so langweilig wie möglich gestalten und auf Reize von Außen zum größten Teil verzichten. Ein geregelter Tagesablauf ist wichtig, es sollte viel gekuschelt und gesungen werden. Dafür kann auf den Besuch des Einkaufscenters und die Krabbelgruppe verzichtet werden.
- Auf ausreichend Schlaf achten: Da die Schreibabys eben so viel Schreien, finden sie nur selten in den Schlaf und sind übermüdet. Dadurch schreien sie noch mehr. Auch diesen Teufelskreis müssen Eltern versuchen zu vermeiden. In den ersten Lebenswochen sollte das Kind etwa alle 90 Minuten ein Nickerchen machen. Ein entspannter Alltag kann helfen, dass das Baby ausreichend Schlaf bekommt.
- Übermüdung vermeiden: Das Baby sollte einschlafen, bevor es total übermüdet ist. Denn dieser Zeitpunkt ist zu spät für einen gesunden Schlaf. Rituale helfen, dass das Kind einschläft. Sind die Kinder übermüdet, dann schlafen sie nur noch sehr schlecht ein. Sollte das Kind sowieso schlecht schlafen, würde es dazu führen, dass es zu wenig Schlaf bekommt und auch deshalb dann wieder Schreiattacken hat.
- Beruhigungsstrategie auswählen: Eltern, die ihre Kinder beruhigen wollen, greifen oft zu vielen Mitteln. Doch sollten sich die Eltern auf eine festlegen, auch dieses Ritual kann dem Kind dabe helfen, zur Ruhe zu kommen.
- Kind tragen: Gerade die sehr sensiblen Kinder brauchen noch die Wärme der Eltern. Hier fühlen sie sich sicher und geborgen. Von daher sollten Eltern dem Kind die notwendige Nähe geben. Ein Tragetuch kann in der anstrengenden Zeit eine Hilfe sein, da so die Arme der Eltern frei bleiben für andere Dinge.
- selbst Ruhe ausstrahlen: Auch wenn es schwer fallen mag, das Kind braucht die Ruhe der Eltern. Sollten diese sich gestresst fühlen, dann wird dieses auch an das Kind weitergegeben. Gerade junge Eltern und Erstlingseltern scheinen in der Situation mit einem schreienden Kind überfordert und wirken gestresst und hektisch, doch dieses überträgt sich eben 1:1 auf das Kind. Von daher gilt es, das eigene Auftreten zu hinterfragen und von nun an erst einmal an diesem zu arbeiten, bevor es daran geht, das Kind zu beruhigen.
Professionelle Hilfe für Schreibabys
Sollten all die Tipps nichts helfen, sollten sich Eltern an eine Schrei-Ambulanz wenden. Bevor die Eltern völlig entnervt und erschöpft an die eigenen Grenzen kommen, kann hier professionelle Hilfe gegeben werden. Ganz wichtig ist es, dass sich Eltern in dieser Situation nicht schämen.
Es liegt nicht an den Eltern, dass die Kinder schreien und damit nicht aufhören. Bevor die Eltern-Kind-Beziehung unter der Situation leidet, muss die Hilfestellung her. Die Schrei-Ambulanzen werden durch erfahrene Kinderärzte und Psychologen geleitet. Diese sorgen mit all ihrer Erfahrung dafür, dass sich die Situation entspannen kann. Sie sorgen dafür, dass die Eltern wieder zur Ruhe kommen. Sie zeigen auf, welche Signale das Kind gibt und wie die Eltern diese lesen und deuten. Denn nur so kann das Kind in dieser schwierigen Situation beruhigt werden.
Dabei gehen die Experten auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder ein. Niemand kann vorab sagen, ob das Kind lieber gepuckt oder einfach nur in einem Tragetuch getragen werden will. Dafür sind die Experten dann da, die die Signale der Kinder lesen und Tipps an die Eltern geben können.
Oft ist es so, dass die Schreibabys ab dem 3. oder 4. Lebensmonat ruhiger werden. In dieser Zeit machen die Babys einen gewaltigen Entwicklungsschub, der ihnen hilft, sich besser in der Welt zurechtzufinden. Ab dem 6. Lebensmonat haben sich die Schreibabys in der Regel zu ganz normalen und ruhigeren Kindern entwickelt.
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